
Stefam Heimlich, Chef von Deutschlands zweitgrößtem Autoclub ACE, hält die Mitte 2016 gestartete Kaufprämie für Elektroautos für eine „Mogelpackung“. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel forderte Heimlich eine deutlich umfassendere staatliche Unterstützung von Elektromobilität.
„Der Umweltbonus wirkt nicht – die Kaufprämie muss erhöht werden, neben dem Ausbau der Infrastruktur“, so der ACE-Chef. Um Stromer-Fahrzeuge ähnlich erfolgreich wie in Norwegen oder den Niederlanden in den Markt zu bringen, sei „eine konzertierte Aktion von öffentlicher Hand, Herstellern und Stromversorgern“ nötig.
Die deutsche Elektroauto-Prämie – offiziell „Umweltbonus“ – wurde bis Ende September 33.660 Mal beantragt. Die Nachfrage nach der gemeinsam von Staat und Industrie finanzierten Fördermaßnahme hat sich seit Jahresanfang zwar verdreifacht, bleibt aber weit hinter den Erwartungen der Bundesregierung zurück. Das Budget für den Umweltbonus in Höhe von 1,2 Milliarden Euro reicht theoretisch für mehr als 300.000 elektrifizierte Neuwagen – die Förderung läuft allerdings 2019 aus.
Neben stärkeren finanziellen Anreizen für den Kauf eines Elektroautos und der Infrastruktur forderte Heimlich einen flexibleren Rechtsrahmen für neue Mobilitätsdienste. „Was nützt ein Elektroauto, wenn nur ein Mensch drinsitzt? Es geht um eine bessere Auslastung, um neue Sharing-Konzepte, um neue Formen der Tür-zu-Tür- Mobilität“, so der Vorsitzende des ACE.
Den deutschen Autoherstellern wirft Heimlich große Versäumnisse bei der Mobilität der Zukunft vor. Die Branche sei „vor die Wand gefahren“ und habe „die großen Trends, die schon vor zehn Jahren erkennbar waren, verpennt: Elektrifizierung, Digitalisierung und die Befriedigung von Konsumentenbedürfnissen, von denen die Konsumenten bis dato selber noch nichts wussten, also das iPhone-Prinzip.“
Autoclub ACE: „Was nützt ein Elektroauto, wenn nur ein Mensch drinsitzt?“