
Bei der offiziellen Markteinführung des Elektroauto-SUV Model X sorgte Tesla Ende 2015 mit der Ankündigung für Schmunzeln, eine Biowaffen-Abwehrvorrichtung („Bioweapon Defense Mode“) in dem Fahrzeug installiert zu haben. Elon Musk weiß eben, wie Marketing funktioniert – ein besonders effektiver Luftfilter wird dabei eben zum Schutz vor Biowaffen. Tesla meint das Ganze allerdings ziemlich ernst, auf dem offiziellen Unternehmensblog wird jetzt dargestellt, warum.
Der kalifornische Elektroautobauer legt dar, dass Luftverschmutzung „einen signifikanten und durchdringenden Effekt auf die öffentliche Gesundheit“ hat. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichne sie bereits als „grössten Umweltfaktor in Bezug auf menschliche Krankheitsfälle“. Über drei Millionen Menschen sterben demnach pro Jahr an den Folgen von Umweltverschmutzung – mehr als doppelt so viele wie bei Verkehrsunfällen.
Der Gelände-Stromer Model X und auch das kürzlich eingeführte Facelift der Elektroauto-Limousine Model S wurden daher nicht nur für möglichst viel Sicherheit bei Verkehrsunfällen konstruiert. Auch „gegen die statistisch grössere Gefahr der Luftverschmutzung“ wolle Tesla etwas tun. „Inspiriert von den in Krankenhäusern, keimfreien Räumen oder der Raumfahrt verwendeten Luftfilter-Systemen“ habe man daher ein HEPA-Filtersystem entwickelt, das die Aussenluft von Pollen, Bakterien und Verschmutzung befreit, damit diese nicht in das Fahrzeuginnere gelangen. Zudem werde die Luft dort „systematisch fortlaufend weiter gereinigt, um jegliche Spuren dieser Partikel vollständig zu eliminieren“.

„Im Bioweapon-Schutzmodus erhöht das Model S den Druck im Innenraum mit Luft, die ausschließlich durch das HEPA-Luftfiltriersystem und beide Aktivkohlefilter angesaugt wird. Auf diese Weise wird maximaler Schutz vor Schadstoffen in der Außenluft gewährt“ (Tesla)
Tesla verspricht, dass seine Luftfilter „ein um mehrere Hundert Mal effizienteres Filtersystem als die herkömmlich in Autos verwendeten“ bietet. Fahrer und Passagiere würden dadurch „mit der bestmöglichen Kabinenluft, unabhängig von jedweden Vorkommnissen in der direkten Umgebung“ versorgt.
Der „Bioweapon Defense Mode“ auf dem Prüfstand
Um die Wirksamkeit seiner Biowaffen-Abwehrvorrichtung zu belegen, führt Tesla Tests an, in denen das Luftfiltersystem „in mehreren reellen Alltagsszenarien“ umfangreich geprüft wurde – von „Stausituationen in der Rush Hour auf kalifornischen Highways über Fahrten durch gestankintensives Sumpfland bis hin zu Müllkippen oder chinesischen Grossstädten“.
Danach sei man noch „einen Schritt weiter“ gegangen und habe „das gesamte System zwar wie auf der Straße“, dabei aber „in einer Umgebung, in der wir präzise und sorgfältig atmosphärische Zustände darstellen konnten“ getestet. Ein Model X wurde zu diesem Zweck „in einer großen Blase platziert, deren Luft hochgradig verschmutzt war (1,000 µg/m3 von PM2.5 gegenüber der EPA-Luftqualitätsindex-Grenze von ‚gut‘, die bei 12 µg/m3 liegt). Die Falcon Wing Flügeltüren wurden geschlossen und der Bioweapon Defense Mode aktiviert“, erläutert Tesla. Die Ergebnisse des Tests zeigt die folgende Grafik:
In weniger als zwei Minuten habe das HEPA-Luftfiltersystem die Luft im Model X gereinigt und „die sehr gefährliche Belastung von 1,000 µg/m3 auf ein so niedriges Level gebracht (niedriger als die Standardbelastung), dass sie für unsere Geräte nicht mehr messbar war“, berichtet der Stromer-Hersteller und ergänzt: „So konnten wir unsere Gasmasken absetzen und frische Luft einatmen, während wir in einer großen Blase mit kontaminierter Luft saßen“.
Da nicht nur die Luft im Inneren des Fahrzeugs „gänzlich“ gereinigt wurde, sondern „in den darauffolgenden Minuten auch die Luft außerhalb des Autos vakuumiert und so das PM2,5 Level um 40 % reduziert“ wurde, verkündete Tesla selbstbewusst: „Der Bioweapon Defense Mode ist kein Marketing Statement, er ist real. Sie können tatsächlich einen militärischen Biowaffen-Anschlag überleben, während Sie in Ihrem Fahrzeug sitzen“.
Trotz Teslas ausführlicher Erläuterung der Vorzüge des „Bioweapon Defense Mode“ werden viele weiterhin darüber schmunzeln, was sich Firmenchef und PR-Profi Elon Musk so alles einfallen lässt, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. In Ländern wie China oder Indien stellen Smog und Feinstaub in vielen Metropolen jedoch ein großes Gesundheitsrisiko dar. Die dreckige Luft fördert dort Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs. Aber auch in den gesundheits- und sicherheitsverrückten USA dürfte Teslas „Anti-Biowaffen-Marketing“ den ein oder anderen vom Kauf eines Model S oder X überzeugen.
Tesla erklärt HEPA-Luftfilter und „Biowaffen-Abwehrvorrichtung“ (Grafik)