
Harald Kröger, Leiter der Entwicklung für Elektrik/Elektronik und E-Drive bei Mercedes-Benz, sprach im Interview mit auto motor und sport über seine Erwartungen an die Zukunft der Elektromobilität. Die als Problem gesehene Tatsache, dass öffentlich noch zu wenig Ladesäulen verfügbar sind, sieht Kröger nicht als solches, denn ein „großer Teil“ der Mercedes-Kunden habe „seinen eigenen Parkplatz, Garage, Carport oder Ähnliches“. Dort könne „problemlos eine Ladevorrichtung, eine Wallbox installiert werden.“
„Zweitens“, argumentiert Kröger, „fahren die Leute mit ihren Autos ja irgendwohin, zum Beispiel zur Arbeit, und da gibt es Parkhäuser oder -flächen, die mit Ladeeinrichtungen entweder schon bestückt sind oder es kurz-/mittelfristig noch werden. Drittens müssen die Städte in die Infrastruktur investieren.“ Die „Struktur“ sei „grundsätzlich vorhanden“ – sie müsse „nur genutzt werden“.
Hybridautos seien trotz aller Vorbehalte eingefleischter Elektromobilisten deshalb interessant, da die elektrische Reichweite „für die täglich im Schnitt gefahrenen 40 oder 50 Kilometer“ reiche. Daimler wolle „den Kunden keine Riesenbatterie verkaufen müssen, nur weil sie einmal im Jahr in einen längeren Urlaub fahren wollen“. Für diese „lange Tour wird der Verbrennungsmotor eingesetzt“.
Von Tesla gelernt, „dass es auch mal weniger umständlich geht“
„Der Renner“ der acht Hybridautos von Mercedes sei „derzeit die C-Klasse“, der „günstigste Einstieg“ im Portfolio. Man sei aber auch „über den Erfolg des S-Klasse-Hybriden erfreut, weil wir da weit mehr Exemplare als geplant verkauft haben“. Auch Daimlers Elektroauto, die B-Klasse, habe „sich im Verkauf absolut positiv entwickelt“. Für die künftige Batterieentwicklung hält Entwickler Kröger „die Lithium-Schwefel-Technik für einen sehr vielversprechenden Kandidaten in Bezug auf Kosten und Leistungsfähigkeit.“
Für den künftigen EU-Grenzwert ab 2020 von 95 g/km CO2 geht Kröger davon aus, dass Mercedes mit dem „gewichteten Mittelwert auch in Zukunft allen Vorschriften entsprechen“ könne. Über die Zusammenarbeit mit Elektroauto-Pionier Tesla sagte er, dass man „voneinander gelernt“ habe: „Unsererseits vielleicht, dass es auch mal weniger umständlich geht, auch ohne sehr komplizierte Ansätze und Prozesse wie in einem Großkonzern. Und Tesla hat Einblicke darin bekommen, was alles beachtet werden muss, wenn man ein gutes Auto bauen will.“
Daimler-Chefentwickler über Tesla: „Wir haben voneinander gelernt“