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Autohersteller ratlos: Warum verkaufen wir keine Elektroautos?

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Elektroauto-Autoindustrie

Bei einer Konferenz im kanadischen Montreal haben sich vor kurzem die nordamerikanischen Topmanager der großen Autohersteller gefragt, warum sie nicht schon heute in großen Mengen Elektroautos absetzen. Immer mehr Unternehmen investieren in Elektromobilität, der krisengeschüttelte Volkswagen-Konzern setzt sogar seine Zukunft auf den alternativen Antrieb. Darüber, ob und wann Autokäufer in Massen auf Hybrid- und Elektroautos umsteigen werden, herrscht in der Branche allerdings Ratlosigkeit.

„Die Menschen lieben die Geräuschlosigkeit, die Laufruhe das stimmige Fahren“, erklärte General-Motors-Managerin Britta Gross, merkte jedoch an: „Warum reißen sich die Verbraucher nicht um diese Fahrzeuge? Was fehlt? Was müssen wir tun? Wir befinden uns an einem Punkt, an dem wir noch sehr viel tun müssen“. GM-Tochter Chevrolet hat bereits vergleichsweise großen Erfolg mit seinen Stromern: Die Verkäufe des Plug-in-Hybridautos Volt stiegen in den USA zuletzt um bis zu 80 Prozent. Mit dem Bolt EV kommt zudem Ende des Jahres ein vielversprechendes reines Elektroauto auf den Markt.

Insgesamt gestalteten sich die Verkäufe von Plug-in-Autos – Fahrzeuge mit Elektroantriebskomponenten und Stecker zum Aufladen der Batterie – in den USA bisher enttäuschend: Von 2014 auf 2015 fielen die Verkaufszahlen um fünf Prozent. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres verkauften sich Fahrzeuge mit alternativem Antrieb sogar um 21 Prozent schlechter.

Tesla als Vorbild

Die Autohersteller wollen trotz des schleppenden Absatzes an ihrem Umstieg auf elektrifizierte Pkw festhalten. Nach anfänglicher Skepsis gilt dabei mittlerweile der Ansatz von Branchenprimus Tesla Motors als Schlüssel zum Durchbruch von Elektroautos in den Massenmarkt. So gut wie alle großen Hersteller wollen daher zukünftig Langstrecken-Elektroautos mit möglichst sportlichem Fahrverhalten auf den Markt bringen. Tesla bietet bereits seit 2012 die Elektroauto-Limousine Model S an, die über 500 Normkilometer rein elektrisch fahren und es mit den meisten Sportwagen aufnehmen kann. Seit Ende 2015 haben die Kalifornier mit dem Model X zudem das weltweit erste rein elektrische Serien-SUV im Angebot.

Zwar haben Industriegiganten wie VW, BMW, Daimler, General Motors und Ford angekündigt, Milliarden in Elektromobilität zu investieren. In Montreal zeigte sich allerdings, dass viele Führungskräfte besorgt in die Zukunft blicken. „Hoffentlich werden wir mit all den neu auf den Markt kommenden Produkten eine ganz neue Käufergruppe dazu bringen, elektrisch zu fahren“, äußerte sich Honda Amerikas Elektrofahrzeug-Chef Robert Langford. Zwar werde es bis 2020 „eine sehr spannende Zeit“ für die Branche, so Langford weiter – es gebe aber noch zahlreiche „Hindernisse“ zu bewältigen.

Wenn es nach dem Honda-Manager geht, stellt nicht nur die vergleichsweise geringe Reichweite von Elektroautos ein Problem dar. Zahlreiche Kaufinteressenten seien sich nicht sicher, wo sie ihren Stromer im Alltag laden können. Die meisten Elektroauto-Besitzer in den USA würden daher zu Hause laden und dort auch direkten Zugang zu einem Stromanschluss haben. Mietshäuser und Eigentumswohnungen sowie der Großteil der Arbeitsplätze würden jedoch nur wenige Möglichkeiten zum Aufladen von Elektro-Pkw bieten. Darüber hinaus gebe es oft Kompatibilitätsprobleme mit Ladestationen. „Es geht darum, die Verbraucher mit dem Aufladen des Autos vertraut zu machen“, ist Langford überzeugt.

Mehr Werbung & bessere Infrastruktur notwendig

GM-Manager Gross regte an, intensiver mit den Vorteilen von Elektroautos zu werben – von deren Umweltfreundlichkeit bis hin zu weniger Spritverbrauch. „Wir müssen diese Verbraucher überwältigen“, so Gross und weiter: „Wenn man nicht parallel ein Infrastruktur- oder ein Förderprogramm für Fahrzeuge mit einer PR-Kampagne fährt, dann hat man den Kampf verloren. Egal was man macht, man muss denselben Betrag darin investieren, darüber zu reden“.

Man braucht eine Sinfonie von Aktivitäten aller Interessenvertreter,“ glaubt Audi-Strategie-Manager Aaron Cohen. Neben Autoherstellern, Strom- und Ladeausrüstungsanbietern sowie staatlichen Institutionen müssten dabei auch die Autohändler mitziehen, merkte der Vizepräsident des US-Ladestationsbetreibers NRG EVgo, Brendan Jones, an. Es sei schwer, Verkäufer für Fahrzeuge mit niedrigen Absatzzahlen zu begeistern. „Bevor wir nicht um die zehn Prozent (Marktanteil von Elektroautos, d. Red.) erreichen, erhalten wir nicht ihre Aufmerksamkeit“, so Jones.

„Es gibt so viele kluge Menschen, die sich seit Jahren mit dem Thema Elektroauto beschäftigen, dennoch machen Elektroautos weniger als ein Prozent bei Kleinfahrzeugen aus. Wir müssen innehalten und fragen, warum? Warum ist das so? Die Frage ist schwer zu beantworten. Ich will nicht bis zu meiner Rente warten, bis sich Elektroautos in größerer Stückzahl verkaufen“, betonte Audi-Manager Cohen.

Autohersteller ratlos: Warum verkaufen wir keine Elektroautos?

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