
Nachdem lange Zeit beraten, vorgeschlagen, diskutiert und kritisiert wurde, gibt es in Deutschland seit Ende Mai eine von Bund und Industrie finanzierte Kaufprämie für Elektroautos. Offiziell als „Umweltbonus“ bezeichnet, soll die Förderung mehr Autofahrer dazu bewegen, sich einen Stromer zuzulegen. Noch zündet die von vielen kritisch gesehene Maßnahme allerdings noch nicht so richtig. Maßgeblich verantwortlich dafür sind einem aktuellen Medienbericht zufolge die Autohersteller, deren Interessenvertreter dafür gesorgt haben, dass das Förderprogramm nicht zu attraktiv für Interessierte Autokäufer ausfiel.
Lobbyisten der Autoindustrie sollen „großen Einfluss auf die Ausgestaltung der Kaufprämie für Elektroautos“ ausgeübt haben, berichtet der stern. Dies gehe aus internen Akten der Wirtschafts- und Umweltministerien hervor. Ein ursprünglich konzipiertes „deutlich ehrgeizigeres“ Elektroauto-Förderprogramm der beiden Ministerien von Ende 2015 sei demnach vom Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Gewerkschaft IG Metall verhindert worden.
Während Käufer eines reinen Elektroautos aktuell mit 4000 Euro gefördert werden, sollten laut dem stern ursprünglich 5000 Euro ausgezahlt werden. Außerdem wäre die Finanzierung über eine „Bonus-Malus-Regelung“ erfolgt, bei der für Käufer eines Benziner- oder Diesel-Modells „eine nach Emission gestaffelte Abgabe zwischen 50 und 1000 Euro“ angefallen wäre. VDA und IG Metall lehnten dies jedoch als „Stigmatisierung größerer Fahrzeuge“ ab, so ein Vermerk aus dem Umweltministerium. Beide hätten sich zudem „vehement“ gegen eine verbindliche Quote von Elektroautos an allen Neuzulassungen für die Hersteller gewehrt.
Während sich VDA-Chef Matthias Wissmann „eindeutig gegen die damaligen Pläne“ für die Elektroauto-Kaufprämie ausgesprochen haben soll, habe es im Umweltministerium Warnungen gegeben, dass selbst bei einem Zuschuss von 5000 Euro nicht gewährleistet sei, dass die Nachfrage erfolgreich angekurbelt werde. Tatsächlich sind für die Förderung seit dem Start erst 3027 Anträge eingegangen. Neben der niedrigen Alltagsreichweite von um die 200 Kilometer mit einer Batterieladung der meisten Elektroautos gelten vor allem die noch vergleichsweise hohen Preise der Stromer-Pkw als derzeit größtes Markthindernis.
Medienbericht: Autoindustrie torpedierte weitreichendere Elektroauto-Kaufprämie