
Bei der Energiewende im Verkehr schneidet der Umstieg auf Elektromobilität aus volkswirtschaftlichen Kostengesichtspunkten im direkten Vergleich mit anderen treibhausgasneutralen Antriebs- und Kraftstoffoptionen am besten ab. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie „Erarbeitung einer fachlichen Strategie zur Energieversorgung des Verkehrs bis zum Jahr 2050“, die vom Öko-Institut für das Umweltbundesamt erarbeitetet wurde. Damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht, muss der Verkehr demnach bis 2050 treibhausgasneutral werden. Hierzu ist der Einsatz von postfossilen Kraftstoffen und alternativen Antrieben im Verkehr erforderlich.
Die Studie untersuchte die volkswirtschaftlichen Kosten für die notwendige Energiewende im Verkehr. Berücksichtigt wurden die Kosten für die Anschaffung der Fahrzeuge, den Aufbau der Tankstellen- und Ladeinfrastruktur sowie die Energiebereitstellung für den gesamten Zeitraum von 2010 bis 2050. Es wurden alle Verkehrsmittel untersucht und die Mehrkosten gegenüber der Nutzung von fossilem Benzin, Diesel, Kerosin oder Schweröl ermittelt.
Das Ergebnis der Studie fällt eindeutig aus: Die Elektromobilität verursacht volkswirtschaftlich die geringsten Mehrkosten für eine Energiewende im Straßenverkehr. Untersucht wurden in der Studie neben der direkten Stromnutzung in reinen Elektroautos bzw. Plug-in-Hybriden die Nutzung von aus regenerativem Strom hergestellten Kraftstoffen in konventionellen Verbrennungsmotoren (Power-to-Liquid und Power-to-Gas-Methan) sowie der Einsatz von aus erneuerbarem Strom produzierten Wasserstoff in Brennstoffzellen-Fahrzeugen (Power-to-Gas-Wasserstoff).
Insgesamt sind die Mehrkosten für den Wechsel auf Elektrofahrzeuge bei der Gruppe der Pkw, Transporter und Verteiler-Lkw um gut ein Viertel günstiger als bei Fahrzeugen, die mit den strombasierten Kraftstoffen betrieben werden. Im Fernverkehr hat der Oberleitungshybrid-Lkw, der auf Teilen der Autobahn seinen Strom über einen Fahrdraht erhält und sonst per Batterie oder Verbrennungsmotor fährt, sogar einen Kostenvorteil von rund 50 Prozent gegenüber den Lkw-Varianten, die nur strombasierte Kraftstoffe nutzen.
Die Detailanalysen zeigen: Für die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten sind die öffentlich oft problematisierten Kosten für den Aufbau einer Lade-, Tankstellen- oder Oberleitungsinfrastruktur nachrangig. So verursacht der Bau der Oberleitung an Autobahnen weniger als 15 Prozent der gesamten Kosten eines Umstiegs auf Oberleitungshybrid-Lkw. Daher kommt die Studie auch zu dem Ergebnis, dass für eine Dekarbonisierung des Verkehrs auch eine Verkehrswende mit Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung der Effizienz zwingend erforderlich ist.
Energiebereitstellung macht den Unterschied aus
Wichtigster Bestandteil der Kostenrechnung ist dabei laut Öko-Institut die Energiebereitstellung, also die Kosten, die für die Herstellung, den Transport und die Nutzung der Kraftstoffe entstehen. Bis zur Betankung werden für die Herstellung und Verteilung der strombasierten Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien je nach Technologie bis zu 50 Prozent mehr Strom eingesetzt als bei Elektromobilität. Zudem sind Elektroautos auch beim Fahren noch einmal rund doppelt so energieeffizient wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Beides zusammen treibt die Kosten für die Energiebereitstellung der strombasierten Kraftstoffe.
„Die direkte Nutzung von Strom ist sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr die kostengünstigste Variante für einen langfristig treibhausgasneutralen Verkehr“ erläutert Peter Kasten, Mobilitätsexperte und Projektleiter der Studie am Öko-Institut. „Zwar ist die Elektromobilität vor allem wegen der hohen Batteriekosten heute noch teuer. Wenn sich aber die Kosten für die Elektrofahrzeuge mittel- bis langfristig an die der anderen Fahrzeugtypen angleichen, schlägt die Bilanz deutlich positiv für die Elektrischen aus.“
Elektromobilität bei Verkehrswende volkswirtschaftlich im Vorteil