
Hätte Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel gewusst, welche Konsequenzen seine Entscheidung für ein Tesla Model S als Dienstwagen haben würde, vielleicht hätte er sich wie sein Vorgänger für einen Audi A8 TDI entschieden. Aber eine Diesel-Schleuder mit drei Litern Hubraum schien Remmel nicht mehr zeitgemäß, ein sauberes Elektroauto sollte es sein. Und bei den Oberklasse-Limousinen, eine standesgemäße Fahrzeugklasse für Landesminister, gibt es nur die eine Alternative, die Elektro-Limousine aus Kalifornien. Dies wird jeder bestätigen können, der über grundlegende Kenntnisse des aktuellen Angebots an Elektroautos verfügt.
Einigen Landtags-Kollegen allerdings gefiel diese Wahl, aus welchen Gründen auch immer, überhaupt nicht. Weshalb sich Remmel nun mit gleich zwei Kleinen Anfragen auseinandersetzen musste. In den Antworten beruft sich Remmel zunächst auf das Klimaschutzgesetz NRW, das die Zielsetzung enthalte, „bis 2030 eine klimaneutrale Landesverwaltung zu erreichen“. Neue Technologien wie Elektroautos oder Wasserstoffautos werden demnach „vor der Marktreife im Rahmen von Pilot-Projekten getestet“. Und um ein eben solches Pilotprojekt handle es sich beim Tesla Model S in Diensten des Ministeriums.
Beim Umweltminister Remmel nun bestehe zudem „grundsätzlich ein Bedarf für große Reichweiten, um in der gesamten Ausdehnung von Nordrhein-Westfalen und auch darüber hinaus alle Ziele bzw. mehrere Ziele hintereinander erreichen zu können“, heißt es in der Stellungnahme. „Mehrere aufeinander folgende Termine an einem Tag führen nicht selten zu Fahrstrecken von einigen hundert Kilometern. Die oftmals dichte Terminfolge erlaubt dazwischen keine langen Ladezeiten. Somit sollte das Fahrzeug mit einer Technik zur Schnellladung ausgerüstet sein. Ebenso ist eine langstreckentaugliche Ausstattung erforderlich“, werden die notwendigen Parameter für das Ministeriums-Fahrzeug aufgeführt.
Und diese „vollständigen Anforderungen bezüglich (rein elektrischer) Reichweite und Schnelllademöglichkeit erfüllte zum Zeitpunkt der Anschaffung auf dem Weltmarkt nur das Model S der Firma Tesla Motors“, so die Antwort.
Die Frage, ob denn die „Anschaffung des über 110.000 Euro teuren Dienstwagens mit den Anschaffungsvorgaben der Landesregierung vereinbar“ sei, lässt das Umweltministerium elegant ins Leere laufen: „Ein Vergleich der Anschaffungskosten des Tesla S zu den üblichen Anschaffungskosten der Flottenfahrzeuge“ sei „nicht zielführend, da es sich bei dem Tesla S um ein Testfahrzeug handelt und weil Fahrzeuge der Mitglieder der Landesregierung und der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre in der Regel auf der Grundlage einer laufenden Geschäftsbeziehung geleast werden“.
Warum NRW-Umweltminister Remmel ein Tesla Model S fährt