
Im Jahr 2016 sind die energiebedingten Treibhausgasemissionen in Deutschland wieder um knapp vier Millionen Tonnen Kohlendioxid angestiegen. Das Ergab eine Studie (hier ausführlich als PDF-Dokument) des auf Klimapolitik spezialisierten Beratungsunternehmens Arepo Consult für die Grünen.
Damit werde es für Deutschland noch schwieriger, seine Klimaziele zu erreichen: In jedem der Jahre bis 2020 müssen die jährlichen Emissionen nun durchschnittlich um 40 Millionen Tonnen gesenkt werden, und zwar jedes Jahr. Zum Vergleich: letztes Jahr um diese Zeit lag diese Zahl noch bei 30 Millionen Tonnen notwendiger Reduktion pro Jahr.
Der Treibhausgas-Anstieg lasse sich vor allem auf eine Zunahme des Mineralölverbrauchs zurückführen: Allein 4,8 Millionen Tonnen mehr Treibhausgase stammen aus erhöhtem Dieselkonsum. Preisgetrieben sei auch der Erdgasverbrauch um mehr als zehn Prozent gestiegen.
Die Kohleverstromung und der absolute Verbrauch an Stein- und Braunkohle sind gesunken, so dass die Emissionen aus Kohle um 12,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid sanken. Niedrige Erdgaspreise führten zu einer deutlichen Steigerung der Stromerzeugung aus Erdgas, um 20 Prozent auf einen Anteil am Gesamtstrommix von 12,1 Prozent. Zusammen mit den erneuerbaren Energien, die etwas weniger als 30 Prozent zum Strommix beitragen, sank damit auch der Gesamttreibhausgasausstoß der Stromerzeugung.
Trotz dieser strukturellen Verschiebungen sanken die spezifischen Treibhausgasemissionen des deutschen Stromsektors nur leicht, um etwa drei Prozent. Für jede Kilowattstunde, die in Deutschland erzeugt wird, werden immer noch 890 Gramm CO2 emittiert. Insgesamt bewegen sich die Emissionen seit drei Jahren wieder auf dem Niveau von 2009 – dem Jahr bevor die Bundesregierung die Energiewende als Regierungspolitik festschrieb.
„Offenbarungseid für die Klimapolitik der Bundesregierung“
Dringender denn je, so die Autoren der Studie, müsse diese Stagnation auf den drei wesentlichen Handlungsfeldern bewältigt werden: Der strukturelle Wandel im Stromsektor müsse verstetigt und verstärkt werden. Effektive Energieeffizienzförderung müsse endlich in allen Verbrauchsbereichen implementiert werden. Und der Verkehrssektor brauche grundsätzlich bessere, nachhaltige, strukturelle und innovative Lösungen. Anders seien die Klimaziele nicht zu erreichen.
„Die Effizienzsteigerungen bei Fahrzeugen sind durch das Verkehrswachstum auf der Straße verpufft“, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger Medienberichten zufolge. Der CO2-Ausstoß im Verkehr liege nun zwei Millionen Tonnen höher als 1990. Grünen-Umweltpolitikerin Bärbel Höhn nannte die Zahlen demnach einen „Offenbarungseid für die Klimapolitik der Bundesregierung“, ihre Kollegin Annalena Baerbock forderte einen „Masterplan im Verkehrsbereich“ zugunsten von Schiene und Elektroautos.
Deutschland versagt u.a. wegen Diesel bei CO2-Reduktion