
Als Reaktion auf den Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren hat Volkswagen vor wenigen Wochen verkündet, zukünftig verstärkt auf voll- und teilelektrische Fahrzeuge zu setzen. Um deren Produktion möglichst effizient und kostengünstig zu gestalten, soll eine neue Plattform für Plug-in-Hybrid- und Elektroautos für das Kompaktsegment entwickelt werden.
VW-Markenchef Herbert Diess verriet jetzt im Gespräch mit MotorTrend, dass der geplante „Elektroautobaukasten“ MEB auf im Fahrzeugboden untergebrachte Batteriepakete setzen wird. Auf diese Weise soll – ähnlich wie bei US-Hersteller Tesla Motors – im Inneren des Fahrzeugs weiterhin möglichst viel Platz für Insassen und Gepäck zur Verfügung stehen. Bei der Elektrifizierung bestehender VW-Modelle geht im Vergleich zu den herkömmlich angetriebenen Versionen bisher meist viel Platz verloren.
Eine möglichst zentrale und tiefe Platzierung der Akkus bei Elektroautos hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass der Schwerpunkt der Fahrzeuge gesenkt wird. Trotz des Mehrgewicht entsteht so ein ausgeglichenes, meist sehr sportlich-direktes Fahrverhalten.
„Dies (MEB, Anm. d. Red.) kann über alle Marken hinweg eingesetzt werden, für größere Fahrzeuge und auch kleinere wie den Golf mit Reichweiten von 300-500 km,“ erklärte Diess und ergänzte: „Es ist viel einfacher die Elektro-Technologie voll auszunutzen, wenn man dafür eine eigenständige Plattform einführt. Wir verfügen über ausreichend Mittel, um eine unserer Plattformen der Elektromobilität zu widmen.“
Eine Spezialisierung auf rein elektromobile Baureihen hatte VW – wie auch die anderen großen Automobilhersteller – bisher vermieden. Der Diesel-Abgas-Skandal scheint nun aber für einen Strategiewechsel zu sorgen. „Es wurde bereits darüber diskutiert; wir müssen unser Handeln neu ausrichten,“ so Diess. „Das Elektroauto wird von Monat zu Monat interessanter, da Emissionen für herkömmliche Fahrzeuge immer kostspieliger werden – die Obergrenzen sinken beständig. Auch werden Batterien günstiger und die Ladeinfrastruktur weitet sich in den meisten Ländern aus, die Ausgangslage für eine Investition in Elektroautos wird daher jeden Monat besser.“
Bis zur Serienreife der neuen Elektroauto-Plattform von VW soll es Herbert Diess zufolge noch etwa drei bis vier Jahre dauern. Zu diesem Zeitpunkt könnte der Wolfsburger Konzern dann von einer verbesserten Ladeinfrastruktur sowie gestiegener Akzeptanz der Stromer profitieren und hohe Absatzzahlen generieren, hofft der Top-Manager.
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