
In einem ausführlichen Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung hat EnBW-Chef Frank Mastiaux kürzlich erklärt, dass der Energieversorger keine allzu hohe Mehreinnahmen von dem sich abzeichnenden Elektroauto-Boom erwartet. Der Stromverkauf an Ladestationen für Elektrofahrzeuge biete „kaum wirtschaftliche Perspektiven“, so Mastiaux. Ein deutlich besseres Geschäft erhofft sich der Energiemanager vom Netzausbau.
Zwar sei in Deutschland ausreichend Strom vorhanden, die Netze aber noch nicht für die steigende Belastung durch Elektromobilität ausgelegt. Damit in Zukunft auch die Bewohner von Neubauvierteln ihre Elektroautos zuverlässig laden können, „wenn Parkhäuser oder ganze Straßenzüge plötzlich zu Ladestationen werden“, müssen die Netze laut Mastiaux aufgerüstet werden. Auch sei zu berücksichtigen, dass nur wenige Deutsche über einen eigenen Parkplatz verfügen.
Der EnBW-Chef hofft, dass der Ausbau und die Modernisierung des deutschen Stromnetzes für sein Unternehmen möglichst lukrativ wird. „Denn über staatlich festgelegte Netzentgelte werden die Kosten auf die Verbraucher umgelegt. Dieses sogenannte regulierte Geschäft ist zwar vergleichsweise renditearm, aber auch ziemlich sicher und damit eine strategisch wichtige, weil zuverlässige Erlösquelle des Konzerns“, so die Stuttgarter Zeitung.
Die Ausgaben für den Netzausbau inklusive dem durch Elektromobilität bedingten Investitionsaufwand für die EnBW schätzt Mastiaux auf „kurzfristig einen Millionenbetrag an der dreistelligen Grenze“. Mittelfristig soll dieser Betrag noch „kräftig aufgestockt“ werden. Bedarf gebe es vor allem bei modernen Schnellladestationen, die ein Elektroauto in unter einer Stunde vollladen können.
Mastiaux, seit 2012 an der Spitze der EnBW, freut sich nicht nur aus finanziellen Gründen über die zunehmende Bedeutung von E-Mobilität. Mit Elektroautos werde „die Kilowattstunde und ihr Wert erlebbar“, da die Menge und die Kosten der bezogenen Energie in den Mittelpunkt rücke. Aufgrund der Abhängigkeit von einer zuverlässigen Stromversorgung für die Autofahrt entstünde Mastiaux zufolge zudem „eine emotionale Beziehung zu Strom“.
EnBW-Chef: Elektroauto-Stromverkauf bringt kaum Geld, Netzausbau schon