
Dem Automobilclub von Deutschland (AvD) zufolge liegt das fehlende Interesse an Elektroautos in Deutschland nicht an den vergleichbar hohen Preisen oder der mangelnden Reichweite. Vielmehr seien die Kunden das Problem.
Gerade einmal 12.363 Elektroautos wurden 2015 in Deutschland neu zugelassen. Knapp die Hälfte davon wurde von Firmen registriert. Angesichts von mehr als drei Millionen neuer PKW in Deutschland entspricht der Marktanteil dadurch nur 0,4 Prozent. Der AvD fürchtet, dass Elektroautos für die Industrie ein Zusatzgeschäft werden, bei dem der Handel überaus geringe Verkaufsanreize hat.
AvD-Präsident Fürst Löwenstein sieht den Hauptgrund für die Ablehnung der Kunden im fehlenden Wissen um E-Mobilität: „Wo immer ich über Elektroautos spreche, beginnt eine Reichweiten-Debatte, doch die meisten Bürger wissen nicht, wie E-Mobilität funktioniert und wieviele Kilometer sie tatsächlich täglich fahren – im Schnitt sind es weniger als 40 Kilometer.“
Löwenstein kritisiert den uneinheitlichen Auftritt der E-Tankstellen und das Durcheinander der Systeme, das dazu führe, Elektromobilität als ‚Luxusmobilität mit Umwegen‘ zu betrachten. „Wer in einer beliebigen Stadt nachladen will, ist ohne Internet-Zugang aufgeschmissen“, hat der AvD beobachtet, „und wenn man eine passende Ladesäule findet, liegt sie meist im Abseits oder ist besetzt.“
Löwenstein schlägt einen runden Tisch der Industrie, des Handels und der Automobil-Clubs vor, der nur über einen einheitlichen Auftritt, ein gemeinsam tragbares System und eine gemeinsame Kampagne pro E-Mobilität sprechen soll. Als Anreize sieht er
- einheitlich gestaltete Stromtankstellen, möglichst im Umfeld herkömmlicher Tankstellen,
- eine bundeseinheitliche Beschilderung der Zufahrt, analog zum Tankstellensymbol,
- vergleichbare Darstellung von Ladestrom und -zeit, Energiebedarf, Batteriekapazität und Reichweite an Neu- und Gebrauchtfahrzeugen,
- Sonderabschreibungen für elektrische Firmenwagen,
- eine verstärkte Initiative O-Bus und O-LKW, bzw. E-Bus und E-LKW,
- die Umsetzung und Förderung der Initiative für ‚10.000 Ladestationen‘.
Der AvD schlägt ein bundesweit einheitliches Kommunikationsprogramm vor, das alle Förderungsmöglichkeiten und Anreize zusammenfassen und auf einer einheitlichen Nutzerplattform darstellen soll. Er spricht sich aber gegen Kaufpreis-Subventionen und eine Bevorzugung in der Nutzung des Verkehrsraums aus, weil Elektrofahrzeuge nicht umweltfreundlicher hergestellt werden und den gleichen Platz benötigen wie herkömmliche Automobile.
Darüber hinaus müsse gewährleistet sein, dass die zum Fahren benötigte Elektrizität ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Nur so lasse sich die Idee einer emissionsfreien individuellen Mobilität konsequent umsetzen, so der AvD.
AvD befürchtet Elektroauto-Pleite