
Weltweit sterben jedes Jahr weitaus mehr Menschen an Luftverschmutzung als bisher angenommen: Forschern zufolge erliegen mehr als 5,5 Millionen Menschen auf der Welt frühzeitig den Folgen von dreckiger Luft. Damit trage Smog zu rund einem Zehntel aller Todesfälle weltweit bei, erklärte Michael Brauer von der University of British Columbia kürzlich bei der Wissenschaftskonferenz AAAS (American Association for the Advancement of Science) in Washington. Frühere Studien gingen von einer Zahl von etwa 3,3 Millionen aus.
Die meisten Todesfälle wegen Luftverschmutzung gibt es in China (1,6 Millionen) und Indien (1,4 Millionen), vor allem aufgrund der Verbrennung von Kohle oder Biomasse zum Heizen oder Kochen, sagte Brauer. In den beiden Ländern lebten mehr als 99 Prozent der Menschen in Gegenden, deren Luft von der Weltgesundheitsorganisation WHO als ungesund eingestuft würde. Weltweit sollen mittlerweile mehr als 85 Prozent der Bevölkerung in Gegenden leben, in denen die Richtlinien der WHO überschritten werden.
In China und Indien „gab es in den vergangenen Jahren eine Revolution, weil das Problem endlich als solches anerkannt wurde, aber zur Lösung ist es noch ein sehr weiter Weg“, sagte Dan Greenbaum, Präsident des Health Effects Institute. Er geht davon aus, dass die Zahl der jährlichen Todesfälle wahrscheinlich noch weiter steigen werde.
Die WHO hat den empfohlenen Grenzwert für Luftschadstoffe auf 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgelegt. In Neu Delhi und Peking werden derzeit allerdings Konzentrationen von mehr als 300 Mikrogramm erreicht – 1200 Prozent mehr als die WHO als gerade noch vertretbar einstuft.
Die Forscher versuchen derzeit herauszufinden, welche Quellen der Luftverschmutzung für wie viele Todesfälle zuständig sind. Gefährlicher als Smog und Abgase sei nur das Rauchen, hoher Blutdruck und falsche Ernährung. Von allem umweltbedingten Risiken sei jedoch die Luftverschmutzung die mit Abstand größte Gefahr für die Menschen.
Luftverschmutzung: Weltweit mehr als 5,5 Millionen Tote pro Jahr