
Bei der kürzlich stattgefundenen Hauptversammlung der Daimler AG äußerten mehrere Aktionäre Bedenken, dass die „fetten Jahre“ für den Autokonzern möglicherweise bald vorbei sein könnten. Neben der drohenden Konkurrenz von Technologieunternehmen aus dem US-amerikanischen High-Tech-Mekka Silicon Valley sorgt vor allem das enorme Kaufinteresse an Teslas neuem Elektroauto Model 3 für Unruhe bei den Anlegern. Für den vergangenen Donnerstag enthüllten Stromer liegen bereits nach einer Woche 325.000 Reservierungen vor, obwohl die Produktion erst in knapp anderthalb Jahren beginnen soll.
Dass die Nervosität der Daimler-Aktionäre berechtigt ist, belegt eine aktuelle Auswertung der Analysten von Automotive Industry Data (AID). Demnach setzte Tesla im letzten Jahr in Westeuropa 15.787 Neuwagen vom Typ Model S ab. Die rein elektrisch angetriebene Limousine verkaufte sich damit besser als die Mercedes S-Klasse: Das Luxus-Flaggschiff des schwäbischen Autobauers fand AID zufolge nur 14.990 Abnehmer. Auch andere deutsche Oberklasse-Limousinen wie den BMW 7er und Audis A8 ließ das Model S hinter sich.
„Tesla bahnt sich einen Weg, den andere Spitzenhersteller in den kommenden Jahren wohl auch einschlagen müssen“, kommentierte Peter Schmidt von AID die Zahlen. Laut Forbes ging mit über 4000 Stück ein großer Teil der Model-S-Auslieferungen 2015 in das europäische Elektroauto-Mekka Norwegen. Auch in Deutschland ist das Interesse an den Elektroautos von Tesla groß, dennoch entscheiden sich hierzulande bisher nur wenige Käufer für ein Model S: Vergangenes Jahr standen 1582 verkauften Teslas 7320 Mercedes S-Klassen gegenüber, so Forbes. Neben der Markentreue deutscher Autofahrer dürften dafür auch die bisher ausbleibenden staatlichen Fördermittel für Elektromobilität verantwortlich sein.
Aufgeschreckt von dem Erfolg des erst 2003 gegründeten kalifornischen Elektroautobauers Tesla planen mittlerweile immer mehr etablierte Hersteller hochwertige Elektroautos. Mercedes will in wenigen Jahren einen E-Pkw mit 500 Kilometer Reichweite in der Oberklasse starten. Der Zuffenhausener Sportwagenhersteller Porsche wird ab 2020 mit dem Mission E ebenfalls einen eigenen Premium-Stromer anbieten. Und auch VW will in der elektromobilen Oberklasse mitmischen und die nächste Generation des Luxusautos Phaeton rein elektrisch vorfahren lassen.
Tesla Model S überholt Mercedes S-Klasse bei Westeuropa-Verkäufen