
Die Verantwortlichen des US-amerikanischen Verbrauchermagazins Consumer Reports sind erklärte Fans der Elektroautos von Tesla Motors. Vor allem die seit 2012 erhältliche Stromer-Limousine Model S begeistert die Tester und brachte das Magazin in der Vergangenheit dazu, seine Bewertungsskala neu zu strukturieren. Doch auch Schwächen und Mängel werden regelmäßig angesprochen und öffentlich gemacht. Nachdem dem Model S 2015 die ursprünglich ausgesprochene Kaufempfehlung entzogen wurde, gerät jetzt auch Teslas neuestes Elektroauto Model X ins Visier von Consumer Reports.
Vor allem frühe Einheiten des E-SUV sollen Qualitätsprobleme aufweisen, berichtet Consumer Reports. Zwar beruft sich das Magazin aufgrund der erst Ende 2015 erfolgten Markteinführung des Model X vorrangig auf Erfahrungsberichte in Internetforen statt ausgiebige Langzeittests. Die aufgeführten Mängel dürften vielen Tesla-Besitzern und Branchenexperten jedoch bereits bekannt sein – unter anderem störrisches Öffnen und Schließen der „Falcon Wing“-Türen, fehlerhafte Touchscreen-Displays und Fehlfunktionen des Autopilots sowie diverse kleinere und größere Verarbeitungsmängel.
Tesla räumte vor wenigen Wochen in einer Unternehmensmitteilung ein, dass man beim Markthochlauf des Model X neben Schwierigkeiten mit Zulieferern auch mit der eigenen „Selbstüberschätzung“ zu kämpfen habe. Die erste Version des Gelände-Stromers enthalte demnach zu viele neue Technologien, die für Probleme sorgen können. Darüber hinaus habe man bei der Überprüfung von Zulieferern zu nachlässig gehandelt.
Tesla hat bereits auf den Bericht von Consumer Reports reagiert und die folgende Stellungnahme veröffentlicht:
„Wir haben uns der Herstellung der weltweit zuverlässigsten Automobile verschrieben. Zwar haben wir einige Probleme mit früheren Model-X-Einheiten festgestellt, diese sind aber nicht weit verbreitet, wir arbeiten zudem mit den betroffenen Besitzern daran, schnell und proaktiv auf diese Probleme einzugehen. Wir werden dies weiterverfolgen bis jeder Kunde absolut zufrieden ist. Diese Leistungsbereitschaft ist einer der Gründe, warum 98 Prozent unserer Kunden erklären, sich bei ihrem nächsten Autokauf wieder für einen Tesla entscheiden zu wollen“.
Auch Consumer Reports verwies darauf, dass der Großteil der Model-X-Käufer nach wie vor mit ihren Teslas zufrieden sei. Dies liege vor allem daran, dass das 2003 gegründete Unternehmen schnell und effektiv auf Probleme reagiere. Trotz des noch lückenhaften Servicenetzwerks würden Reparaturen demnach meist in kürzester Zeit durchgeführt.
Auch Tesla-Chef Elon Musk hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet und betont, dass man Fahrzeuge vor der Auslieferung inzwischen umfangreicher kontrolliert. Dabei sollen bereits einige fehleranfällige Bauteile identifiziert worden sein, die derzeit ausgetauscht würden.
@RealDarthBL We have amplified pre-delivery inspection to provide a stronger second layer of QA. Several parts being replaced as a result.
— Elon Musk (@elonmusk) 20. April 2016
Tesla musste erst kürzlich 2700 Model X in die Werkstätten zurückrufen. Durch einen Defekt der Verriegelung könnten die Sitze in der dritten Reihe bei einem Aufprall nach vorne rutschen. Von der Rückrufaktion sind alle Model X betroffen, die vor dem 26. März ausgeliefert wurden. Bei seither verkauften Fahrzeugen sei das Problem Tesla zufolge bereits behoben. Die Produktion des Elektro-SUV soll bis Mitte des Jahres auf vorerst 1000 Einheiten pro Monat hochgefahren werden.
Die Probleme mit dem Model X folgen auf die Ende März erfolgte Vorstellung von Teslas kommendem Elektroauto Model 3. Für das dritte Großserien-Automobil der Kalifornier sind in wenigen Wochen bereits fast 400.000 Reservierungen eingegangen. Tesla hat bereits bekräftigt, Fertigungs- und Qualitäts-Schwierigkeiten bis zum Produktionsbeginn des Model 3 Ende 2017 endgültig hinter sich lassen zu wollen.
Tesla Model X: Qualitätsprobleme größer als gedacht?