
Obwohl der Durchschnittsdeutsche kaum mehr als 40 Kilometer am Tag mit dem Auto zurücklegt, gilt Reichweitenangst als eines der größten Hemmnisse, sich kein Elektroauto zuzulegen. Forscher des MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den USA haben in den vergangenen vier Jahren umfassende Berechnungen angestellt, Fahrprofile anhand von GPS-Daten analysiert, Umfragen durchgeführt, dabei Bewohner auf dem Land und der Stadt und verschiedene Wetterszenarien und Klimazonen von klirrender Kälte bis sommerlicher Hitze berücksichtigt.
Das Ergebnis, das nun auch in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde: Elektroautos mit ihrer vermeintlich ungenügenden Reichweite würden 87 Prozent aller Fahrten locker schaffen, selbst wenn diese nur über Nacht einmal vollgeladen werden, fasst das MIT-Team um Jessika Trancik zusammen. Dabei nahmen die Forscher sogar nur Stromer wie den Nissan LEAF oder Ford Focus Electric als Basis, die in der Norm auf 160 bis 200 Kilometer Reichweite kommen – und nicht das nur für die wenigsten erschwingliche Model S von Tesla mit seinen knapp 500 Kilometern Reichweite. Schon in vier Jahren, so die Forscher, könnten Elektroautos sogar 98 Prozent aller Fahrten abdecken, solange sich die Akkutechnik wie von Experten vorausgesagt entwickelt.
Das Ergebnis der Studie widerspreche „der gängigen Sicht, dass man Elektroautos – zumindest die bezahlbaren – nur im dicht besiedelten urbanen Raum gebrauchen kann“, sagt Trancik. Sie räumt aber auch ein, dass für die Fahrten, bei denen mehr Reichweite benötigt wird, Lösungen angeboten werden müssen, wie etwa Carsharing- oder Mietwagenangebote. Zur Not – etwa für Urlaubsfahrten oder Umzüge, könnte man immer noch auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zurückgreifen.
Auf lange Sicht, so die MIT-Wissenschaftler, werden aber auch fortgeschrittene Schnelllade-Technologien oder Batterietausch-Lösungen die Reichweite von Elektroautos für alle Fahrten sicherstellen.
Elektroauto reicht für 87 Prozent aller Fahrten (Studie)