
Dem niederländischen Ölkonzern Shell zufolge steht der Peak Oil kurz bevor – aber anders, als bisher gedacht. „Wir sind schon länger der Meinung, dass die Ölnachfrage vor dem Ölangebot ihren Höhepunkt erreichen wird“, sagte Shells Finanzchef Simon Henry laut Manager Magazin. „Und dieser Nachfrage-Höhepunkt könnte in fünf bis 15 Jahren erreicht sein.“ Nicht die mögliche Fördermenge sei also der begrenzende Faktor, sondern die Nachfrage nach dem schwarzen Gold und seinen daraus gewonnenen Derivaten.
Shell ist damit der erste Ölmulti, der sich in diese Richtung äußert und geht davon aus, dass die Welt all das vorhandene Öl gar nicht mehr haben will, so das Manager Magazin. Aus Peak Oil werde Peak Demand. Aus mehreren Gründen: Zum Beispiel werde Öl bei der Stromerzeugung immer mehr „von anderen Energieträgern wie Gas, Windkraft- und Solaranlagen verdrängt. Autos verbrauchen weniger Benzin und Diesel, weil Motoren effizienter werden“, heißt es.
Auch die zunehmende Elektrifizierung von Fahrzeugen beeinflusse die Berechnungen für die künftige Ölnachfrage spürbar – Analysten der Ratingagentur Fitch bezeichnen Elektroautos sogar als „gewaltige Bedrohung“ für das Geschäftsmodell der Ölkonzerne, die sich auf einen „radikalen Wandel“ einstellen müssen.
Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge habe der weltweite Benzinverbrauch schon jetzt seinen Höhepunkt so gut wie erreicht, werde bis 2030 stagnieren und danach fallen. Anders als Shell erwartet die IEA allerdings erst in einigen Jahrzehnten einen Rückgang der globalen Ölförderung. Die Nachfrage nach Diesel für Lastwagen und Schiffe sowie nach Kerosin für die Luftfahrt soll demnach Effizienzgewinne bei Benzinfahrzeugen und die aufstrebende Elektromobilität noch länger überkompensieren.
Shell: Peak Oil wird zu Peak Demand – Nachfrage nach Öl soll bald fallen