
Noch steigen die Verkaufszahlen für Elektroautos vor allem in China und den USA. Doch schon bald dürften auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, die Niederlande, Norwegen, Südkorea und Schweden zu wichtigen Märkten für Elektromobilität werden. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von Accenture, die 14 Volkswirtschaften bezüglich ihres Potenzials für die Vermarktung von Elektromobilität vergleicht.
Jedes der Länder wurde bezüglich marktspezifischer Gegebenheiten wie Regulierung, Kaufanreizen, Käuferpotenzial und Lade-Infrastruktur bewertet und per Scoring-Verfahren in eine Marktattraktivitäts-Matrix eingeordnet; dabei gingen auch nicht-marktspezifische Größen wie Elektroauto-Reichweiten und durchschnittliche Ladezeiten in die Bewertung ein.
China und USA voraus, Deutschland in der Verfolgergruppe
Den Status „Best-in-Class“ erreichten nur China und die USA. Beide Märkte bieten Herstellern sowohl ein großes Käuferpotenzial als auch ein starkes Marktwachstum. Zudem entstehen in beiden Ländern derzeit flächendeckende Ladeinfrastrukturen. „In den Märkten mit Wachstumspotential sollten Hersteller sich frühzeitig auf das kurzfristige Einsetzen einer stark wachsenden Nachfrage vorbereiten. Nur so können sie schnell reagieren und eine kritische Größe erreichen, sobald der Markt tatsächlich zu wachsen beginnt“, rät Christina Raab, Managing Director in Accentures Automotive-Geschäftsbereich. „Die Pläne vieler Hersteller, preiswerte Elektroautos mit hoher Reichweite für den Massenmarkt zu entwickeln, rücken das gesamte Geschäft näher an die Struktur eines Volumengeschäfts.“ Hersteller sollten die Attraktivität jedes Marktes deshalb einzeln überprüfen, um Unterschiede zwischen den einzelnen Marktregionen berücksichtigen zu können.
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, die Niederlande, Norwegen, Südkorea und Schweden erreichen in der Accenture-Untersuchung den Status von „High Potentials“: Jedes der Länder verspricht Herstellern zwar gute Wachstumsaussichten bis 2020, verzeichnet bisher aber noch vergleichsweise niedrige Verkaufszahlen für Elektroautos. Doch die Regierungen der jeweiligen Staaten planen, massiv in die Entwicklung der Elektromobilität zu investieren. Accenture geht daher davon aus, dass diese Märkte in den nächsten vier Jahren tatsächlich stark wachsen werden.
Brasilien, Indien, Russland: Vorerst kaum Aussichten auf Wachstum
Die drei Länder Brasilien, Indien und Russland bewertet Accenture dagegen als „Hesitators“ – die dortigen Märkte für Elektroautos bieten trotz ihrer großen Zahl an Verbrauchern kaum Aussicht auf schnelles Wachstum. Die Zulassungszahlen für Elektrofahrzeuge sind gering, öffentliche Ladeinfrastrukturen fehlen. Zudem kosten Benzin und Diesel in diesen Ländern seit jeher sehr wenig, weshalb es nur wenig wirtschaftliche Anreize für den Umstieg auf batteriebetriebene Fahrzeuge gibt.
„Unsere Untersuchung zeigt, dass Autohersteller ihre Investitionen in Elektromobilität unbedingt gezielt steuern sollten. Hierbei können sie das jeweilige Gesamtmarktvolumen – ausgedrückt in bereits heute im Markt verkauften Einheiten – als Indikator für die jeweilige Marktattraktivität nutzen“, erklärt Raab. „Wobei natürlich gilt: Neue Gesetze und Vorschriften können die Spielregeln jederzeit verändern. China hat sich beispielsweise erst kürzlich zum Ziel gesetzt, den Marktanteil von Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen bis 2020 auf sieben und bis 2030 auf 40 Prozent zu steigern – das entspräche dann mehr als 15 Millionen Autos. Gleichzeitig setzt die chinesische Regierung auf Durchbrüche in der Batterie- und Motorenentwicklung und plant zudem den Aufbau einer landesweiten Ladeinfrastruktur.“
Elektroautos: Warum USA und China andere Märkte abhängen