
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann kritisierte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, wie in Deutschland über den Diesel geschimpft wird. Es gelte „drei Ziele“ zu verfolgen, „die fundamental sind für unser Land“, so der Grünen-Politiker: „Wir müssen die Schadstoff-Emissionen verringern. Wir müssen den Klimawandel bekämpfen. Und wir müssen drittens den Automobilstandort Deutschland sichern“.
Der „saubere Diesel“ spiele eine wichtige Rolle für diese drei Ziele, da er „die NoX-Grenzwerte auf der Straße einhält und eine bessere CO2-Bilanz hat als der Benziner“, so Kretschmann. Dass ältere Diesel mit zu hohem Stickoxid-Ausstoß aus Innenstädten verbannt werden, hält er jedoch für nicht unwahrscheinlich.
„Was auf dem Dieselgipfel am 2. August beschlossen wurde, wird voraussichtlich nicht ausreichen, um Verbote abzuwenden“, gibt Kretschmann zu. Es werde aber auch „darauf ankommen, was noch an Maßnahmen aufs Tablett kommt“. Fest stehe, dass die Baden-Württembergische Landesregierung zwar „Fahrverbote vermeiden“ will, „aber die Luft muss schnell erheblich sauberer werden“.
Kretschmann werde es „mulmig“, wenn er daran denke, „dass unsere Konzerne in der Entwicklung der Elektromobilität etwa ein bis zwei Jahre hinterherhinken.“ In der Diskussion um die Versäumnisse der deutschen Autobauer dürfe man aber nicht vergessen, „dass der ganze Mobilitätssektor vor einem gigantischen Umwälzungsprozess steht“. Der Ministerpräsident ist sich sicher, dass Deutschland „die Schadstoffbelastung in den Griff bekommen“ wird, „aber das geht nicht von heute auf morgen. Das ginge nur mit drastischen Verboten, und die hätten wirtschaftliche und soziale Verwerfungen zur Folge, die wir vermeiden wollen“.
Diesel-Besitzer, die ihren Stinker loswerden wollen, erhalten von mittlerweile einer großen Anzahl Autohersteller eine Abwrackprämie, wenn sie ihr Altfahrzeug gegen ein umweltfreundlicheres Modell eintauschen. Kretschmann sagte der SZ, dass die Prämien – wie von vielen Herstellern so angeboten – „nicht nach dem Motto ‚je teurer das neue Auto, desto mehr Nachlass‘ vergeben werden“ sollten. Er wünsche sich hingegen „hohe Anreize für den Umstieg auf umweltfreundliche Mobilität“. Außerdem sollten „die Hersteller spezielle Angebote für Vielfahrerflotten wie Taxen und Sozialunternehmen anbieten“.
Kretschmann: E-Mobilitäts-Rückstand deutscher Autobauer „etwa ein bis zwei Jahre“