
Um zu messen, wie viel Kraftstoff ein Auto verbraucht und ob es die Abgasgrenzwerte einhält, schreibt der Gesetzgeber EU-weit genormte Prüfverfahren vor. Nun wurde das bisher gültige Messverfahren – der seit 1992 gültige und in den vergangenen Jahren stark in die Kritik geratene NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) – durch einen neuen Test ersetzt. Seit Anfang September gilt für die Typzulassung neuer Pkw der neue Labortest WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure). Ab September 2018 ist der WLTP für alle Pkw-Neuzulassungen in der EU verbindlich.
Der neue Testzyklus ist zeitgemäßer, da er die heutigen Modelle und Verkehrssituationen besser abbildet und auch das individuelle Fahrzeug des Kunden mit den verbauten Sonderausstattungen berücksichtigt. Durch das neue Fahrprofil und präzisere Rahmenbedingungen ergibt der WLTP realitätsnähere Verbrauchsangaben, als dies beim bisherigen Messverfahren der Fall war.
Testverfahren im Vergleich
NEFZ (alt)
- Testzeit: 20 Minuten
- Testlänge: 11 Kilometer
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 34 km/h
- Maximalgeschwindigkeit: 120 km/h
WLTP (neu)
- Testzeit: 30 Minuten
- Testlänge: 23,25 Kilometer
- Durchschnittsgeschwindigkeit: 46,5 km/h
- Maximalgeschwindigkeit: 131 km/h
Ebenfalls zum 1. September 2017 trat das Real Driving Emissions-Verfahren (RDE) für neu typgeprüfte Pkw-Modelle in Kraft, das erstmals die Schadstoffemissionen auch auf der Straße misst.
Unterschiede wird es weiterhin geben
Tatsächlich bringt der neue Labortest für Autokäufer realistischere Angaben zum Spritverbrauch. „Auf der Straße liegt der Verbrauch im Moment zum Teil 20 bis 30 Prozent über den im alten Testverfahren ermittelten Werten“, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. Mit dem WLTP werden Unterschiede zwischen Prüfstandergebnissen und Werten auf der Straße zwar geringer ausfallen, aber es wird sie weiterhin geben. Der Spritverbrauch nach dem neuen Messverfahren wird wohl um 15 bis 20 Prozent über dem Wert des alten NEFZ-Testverfahrens liegen, schätzt der Automobilverband VDA.
Denn Faktoren wie die Nutzung von Klimaanlage, Radio oder Sitzheizung, das Streckenprofil, das Wetter und vor allem die Fahrweise beeinflussen maßgeblich den Kraftstoffverbrauch. Die Bandbreite all dieser Faktoren kann auch im WLTP nicht umfassend berücksichtigt werden, weil nur ein standardisiertes Messverfahren Reproduzierbarkeit und damit Vergleichbarkeit sicherstellt.
Wie Plug-in-Hybride & Elektroautos gemessen werden
Auch Elektrofahrzeuge müssen in Europa künftig nach den neuen Regeln des WLTP getestet werden, um eine Typzulassung zu erhalten. Die Reichweitenangaben von reinen Elektroautos und die Verbrauchsangaben von teilelektrischen Plug-in-Hybriden sollen mit dem WLTP ebenfalls repräsentativer werden. An der für Kunden tatsächlich nutzbaren elektrischen Reichweite ändert sich jedoch nichts.
Bei rein batterieelektrischen Fahrzeugen führt die höhere Durchschnittsgeschwindigkeit des neuen Testzyklus zu einem höheren Energieverbrauch, der in Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer angegeben wird. Plug-in-Hybride müssen den Test mehrmals absolvieren. Gestartet wird mit voller Batterie. Der Zyklus wird so oft wiederholt, bis die Batterie leer ist. Die Anteile des Verbrennungsmotors werden mit jeder Fahrt höher. Abschließend erfolgt eine Messung mit leerer Batterie. Aus dem Durchschnittswert, bei dem die elektrische Reichweite ins Verhältnis zur Gesamtreichweite gesetzt und ein sogenannter „Utility Factor“ eingebracht wird, wird der Verbrauch berechnet.
Die neuen Testwerte werden viele Autokäufer zunächst nicht ohne weiteres erfahren. Die Autohersteller dürfen noch bis Ende 2018 die weniger realistischen NEFZ-Werte angeben, die Weitergabe des WLTP-Werts ist zunächst freiwillig. Die Begründung der EU-Kommission: Man wolle die Kunden nicht verwirren, da noch viele ältere Autos unterwegs sind, deren Verbrauchsangaben auf dem alten System beruhen.
Normverbrauch: Bye Bye NEFZ, Hallo WLTP!