
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hat in einem Interview mit Business Insider harsche Kritik an Tesla geübt, sich über die Grünen und die Bildung in Deutschland beschwert und mehr Investitionen in die Infrastruktur für Elektromobilität gefordert. „Elektromobilität macht mir keine Angst, es ist die Zukunft“, sagte er. Was aber vielen in der Branche fehle, sei Zuversicht, „Pioniergeist und Risikobereitschaft“.
All dies hat der Elektroauto-Pionier Tesla eigentlich bewiesen. Dennoch findet Hück Grund zu Kritik: Er kenne „keinen anständigen Kaufmann, der ein Unternehmen wie Tesla aufbauen würde“. Das Finanzierungsmodell sei „auf Schulden aufgebaut, und Elon Musk weiß wahrscheinlich ganz genau, dass Tesla über kurz oder lang aufgekauft wird, ob von Google oder Apple“. Teslas Modell sei „unmoralisch, weil es auf Pump aufgebaut wurde“.
Hück sagte, Tesla kündige „Dinge an, die das Unternehmen gar nicht einhalten kann“, was zu Kunden führe, „die sie gar nicht bedienen können und Mitarbeitern, die sie auspressen“. Tesla sei für Hück „alles andere als ein Vorbild“. Klar sei aber auch, dass „die deutschen Automobilhersteller die E-Mobilität im Gegensatz zu Tesla verschlafen“ haben.
Mit den Grünen, die für das Jahr 2030 einen Zulassungsstop für Verbrenner fordern, könne Hück „gut streiten“, sei aber mit Parteichef Cem Özdemir „meist auf einer Linie“. Allerdings müsse man „sehr vorsichtig sein, wenn Politiker Themen angehen, von denen sie nichts verstehen. Vegetarier sollten sich auch nicht über den Geschmack von Schinken streiten, das sollten sie schon dem Metzger überlassen“, so Hück. „Die Welt interessiert nicht, was die Grünen zu sagen haben“, fügte er hinzu. Man könne „in Deutschland den Verbrennungsmotor abschaffen, in den umliegenden Ländern brauchen ihn aber alle. 90 Prozent der Autos in Kroatien fahren mit Diesel.“
„Wir haben ein großes Bildungsproblem“
Über das deutsche Bildungssystem sagte Hück, es sei „marode“ und wir hätten „ein großes Bildungsproblem“. Denn „während wir über Digitalisierung und E-Mobilität reden, haben wir noch nicht einmal Schulen, die die jungen Menschen entsprechend ausbilden“, kritisierte der Porsche-Betriebsratschef.
Bei der Infrastruktur für E-Mobilität habe Deutschland „gar nichts“ zu bieten. „Wir können nicht mehr auf die Politik warten“, weshalb Porsche z.B. eine Infrastruktur schaffen wolle, „bei der man mit dem Smartphone weiß, wann man wo laden kann“. In Sachen Digitalisierung sei Deutschland insgesamt „ein Entwicklungsland, eine gute Handyverbindung ist außerhalb der Städte kaum möglich. Da hat die Politik ganz klar geschlafen“.
Der Aufbau einer Infrastruktur für Elektroautos müsse „eine Angelegenheit des Staates sein“ und dürfte „nicht privatisiert werden“, das sei seine „feste Überzeugung. Da der Staat aber nichts macht, bleibt uns aktuell nichts anderes übrig, als es selbst zu machen“.
Porsche-Betriebsratschef kritisiert Tesla, die Grünen und das deutsche Bildungssystem