
Während die einen dem Diesel ein baldiges Ende prophezeien, halten andere weiterhin fest an der Technologie, die als einer der größten Schadstoffsünder auf den Straßen gilt. Treffend schreibt die WirtschaftsWoche kürzlich: „Als der Verband der Automobilindustrie in den vergangenen beiden Tagen zum ‚Technischen Kongress‘ nach Berlin geladen hatte, diskutierten Vorstände, Geschäftsführer, Manager und Ingenieure von Herstellern und Zulieferern über den Antrieb 2030. Wer meint, dass in Zeiten der Dieselgate-Aufarbeitung und den ersten Fahrverboten für gerade einmal zwei Jahre alte Autos die Branche nach vorne denkt und sich vom Verbrenner löst, der wird eines Besseren belehrt“.
„In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird uns der Verbrenner noch das größte Einsparpotenzial bieten“, sagte demnach Rolf Bulander, bei Bosch für den Bereich Mobility Solutions verantwortlich. Auch VDA-Präsident Matthias Wissmann zeigt sich in einer Mitteilung des Lobby-Verbands davon überzeugt, dass der Diesel weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird: „Wer den Diesel verbieten will, stellt sich auch gegen den Klimaschutz. Der moderne Euro-6-Diesel ist, neben der Elektromobilität, der wichtigste Baustein, um die europäischen Klimaschutzziele zu erreichen. Seine CO2-Emissionen sind um bis zu 15 Prozent niedriger als die eines vergleichbaren Benziners“.
Es gebe intelligentere Lösungen als Fahrverbote, meint Wissmann: „Wir verbessern die Luftqualität in Städten, indem der Verkehr flüssiger läuft und konsequent die Grüne Welle eingeführt wird. Das verhindert Staus, wirkt auf den gesamten Pkw-Bestand und bringt die Emissionen deutlich nach unten. Die Digitalisierung reduziert den Parksuchverkehr und entlastet Städte zusätzlich. Außerdem sollten Busse und Taxen möglichst rasch auf die neuesten Modelle umstellen.“
Diesel „der umweltfreundlichste Antrieb“?
Auch der Antriebsexperte Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sagt dem Diesel in einem Interview mit der Automobilwoche noch eine lange Zukunft voraus. Der Diesel sei in der „Summe aller Eigenschaften der umweltfreundlichste Antrieb“, so Koch, der diese, diese und diese Studie nicht zu kennen scheint und deshalb behauptet, dass der Diesel bei CO2 „beim gegenwärtigen Energiemix klar besser als die reine Elektromobilität“ sei.
Koch wirft Kritikern der Diesel-Technologie vor, den Antrieb mit „haltlosen Unterstellungen und inakzeptablen Anschuldigungen“ diskreditieren zu wollen. Es werde „in populistischer Art und Weise mit Ängsten gespielt“, schließlich sei „Umweltschutz ja auch ein lukratives Geschäftsmodell geworden“. Er habe nun „die Sorge, dass mit den angekündigten Fahrverboten wie in Stuttgart irreversible Schäden angerichtet werden, was die Diesel-Technologie angeht“.
Kochs Argumentation erscheint an manchen Stellen etwas haarsträubend: Der Mensch setze „sich beim Braten eines Steaks am Gasherd der 30 bis 100-fachen Menge an Partikeln und NO2 aus wie bei einem Aufenthalt an der Straße am Stuttgarter Neckartor! Den Diesel wegen der Stickoxide in Verbindung mit Tausenden Toten zu bringen“, hält er deshalb „für eine Manipulation der Statistik“.
Ein Steak braten gesundheitsschädlicher als Auto-Abgase?